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Arielle, die Meerjungfrau (Geschlechterrollen in Disneys „Arielle“ I)

Disney, Arielle, Die Meerjungfrau, Blu-ray, 2017 (li.) und Hans Christian Andersen, Die kleine Meerjungfrau und andere Märchen, mit Illustrationen von Minalima, 2018 (re.)

Am bekannten Disneyfilm über die Meerjungfrau Arielle aus dem Jahr 1989 wird häufig kritisiert, er vermittle ein rückständiges, weil unselbstständiges, gar unterwürfiges Frauenbild. Denn die Protagonistin gebe ihre Stimme für einen Mann auf, in den sie sich Hals über Kopf verliebt. Da sie letztlich dessen Liebe auch gewinnt, transportiere der Film somit die Aussage, gutes Aussehen genüge, damit ein Mann sich für eine Frau interessiere. Was sie zu sagen habe, spiele dagegen keine Rolle, sie bedürfe deshalb keiner Stimme. Dass am Ende Arielle der Rettung durch den Prinzen bedürfe und die böse Meerhexe nicht selbst zu besiegen imstande sei, betone dieses Bild der auf sich gestellt (ohne einen starken Mann an ihrer Seite) schwachen und hilflosen Frau.

Analyse der Protagonistin Arielle

Lange habe ich diese Bewertung kaum in Frage gestellt, obwohl ich den Film aus Kindertagen eigentlich nicht negativ in Erinnerung hatte und aus mir dennoch eine meiner Überzeugung nach recht emanzipierte Frau geworden ist. Doch dann kam der 2. April 2025: der 220. Geburtstag von Hans Christian Andersen, dem Schöpfer der „Kleinen Meerjungfrau“. Bibliophil veranlagt, wie ich nun einmal bin, schaffte ich mir kurz zuvor die wunderschön illustrierte Ausgabe aus dem Coppenrath Verlag (s. Abb. 1, re.) an und las das erste Mal diese literarische Inspiration von Disneys „Arielle“ (s. Abb. 1, li.). Und das gab mir auch den Anstoß, mich doch auch mit diesem Film, den ich als Kind so geliebt hatte – und v. a. der Kritik daran – aus der Perspektive als Frau noch einmal vertieft zu beschäftigen. Schnell ergab sich dabei die Frage, ob die Kritik an der Hauptfigur nicht vielleicht etwas oberflächlich angelegt ist…

Disney, Arielle, Die Meerjungfrau, Blu-ray, 2017 (li.) und Hans Christian Andersen, Die kleine Meerjungfrau und andere Märchen, mit Illustrationen von Minalima, 2018 (re.)
Abb. 1: Disney, Arielle, Die Meerjungfrau, Blu-ray, 2017 (li.) und Hans Christian Andersen, Die kleine Meerjungfrau und andere Märchen, mit Illustrationen von Minalima, 2018 (re.)

(Ich beziehe mich nachfolgend im Allgemeinen auf die deutschen Synchronfassungen sowohl von 1989 als auch von 1998, da sich beide hinsichtlich meiner Fragestellung im Ergebnis meines Erachtens – trotz vielleicht anderer Absichten – kaum unterscheiden. Wo doch deutliche Unterschiede bestehen, weise ich gesondert darauf hin.)

Arielle hat viel zu sagen

Dass Arielle im Film ihre Stimme aufgibt, wird wohl am häufigsten als Argument für ihre angeblich schwache und unterwürfige Rolle angeführt. Zugegeben, es ist ein starkes Argument. Und unumstritten ist es auch der Fehler, den sie sich vorwerfen lassen muss. Sie tut es allerdings nur zögerlich (vgl. Arielle, Blu-ray, Sz. 15-16). Denn sie ist nicht etwa von sich aus der Ansicht, ihre Stimme nicht zu brauchen. Aber sie lässt sich dann doch von der gewitzten Meerhexe Ursula verunsichern und schließlich überreden. Diese singt nämlich, Frauen bräuchten keine Stimme und Menschenmänner wollten ohnehin lieber stumme Frauen, da für sie nur das Aussehen zähle. Und Arielle will zwar ohnehin unbedingt in der Menschenwelt leben, inzwischen hat sie sich aber auch noch in den Menschen Eric verliebt.

Aber seien wir mal ehrlich: Arielle ist auch sehr jung. Ist es so erstaunlich und verwerflich, dass sie der älteren Frau (immerhin wenigstens nicht einem Mann) glaubt?! Außerdem: Was wäre die Story, wenn die Protagonistin perfekt wäre, keinen Fehler machte?! Wo bliebe die Spannung?! Woraus sollte sie lernen?! Werft mit mir einen genaueren Blick auf Arielles alles andere als schwache Persönlichkeit…

Mutig & stark

Schon früh im Film wird im Kontrast zu ihrem Freund Fabius Arielles Mut deutlich (Arielle, Blu-ray, Sz. 4). Denn während der kleine Fisch beim Erkunden eines alten Schiffswracks sehr ängstlich ist und sich kaum hineintraut, beschützt Arielle ihn, will sogar allein hineinschwimmen, findet alles Unbekannte spannend. Und selbst als ein riesiger Hai auftaucht, bleibt sie findig und gewitzt und trickst ihn schließlich aus, während Fabius panisch reagiert.

Erneut beweist sie Mut, als Prinz Erics Schiff während des Unwetters in Seenot gerät (Arielle, Blu-ray, Sz. 9-10). Alle Männer an Bord sind vollkommen hilflos dem Wetter ausgeliefert und selbst die männliche Möwe Scuttle ruft panisch nach Arielle. Eric rettet immerhin seinen Hund Max, aber niemand rettet dann Eric, als das Schiff brennend sinkt. So kann Arielle hier auch ihre Stärke zeigen, als sie den nun bewusstlosen Prinzen vor dem Ertrinken bewahrt. Und bei einer späteren Kutschfahrt mit Eric gebärdet sich Arielle, als ihr das Lenken der Kutsche anvertraut wird, wild und unerschrocken (Arielle, Blu-ray, Sz. 20). Hier verdeutlicht dies noch der Kontrast zu dem erschrocken bis ängstlich reagierenden Prinzen.

Selbstbewusst

Ebenfalls bereits früh im Film, als ihr Vater Triton wegen ihres Interesses an der Welt der Menschen mit ihr schimpft, besteht Arielle selbstbewusst darauf, kein Kind mehr zu sein (Arielle, Blu-ray, Sz. 6). Sie fordert hier vehement Entscheidungsfreiheit ein. Und sie versucht, sich Gehör zu verschaffen: Während sie dazu 1989 noch eher eine (wenn auch durchaus fordernde) Bitte mit verzweifeltem Unterton formuliert, verlangt sie 1998 mit mehr Nachdruck danach, dass der Vater ihr zuhört (vgl. Tab 1).

Dt. Synchronfassung 1989Dt. Synchronfassung 1998
[Arielle zu Triton:]
Hör mir doch bitte wenigstens zu!
Arielle, Blu-ray, dt. 1989, Sz. 6
[Arielle zu Triton:]
Jetzt hör mir doch mal zu!
Arielle, Blu-ray, dt. 1998, Sz. 6
Tab. 1: Gegenüberstellung eines Auszugs aus den unterschiedlichen Synchronfassungen

Nur wenig später, nachdem sie Eric vor dem Ertrinken gerettet hat, beschreibt Arielle den Prinzen als „bildschön“ (Arielle, Blu-ray, dt. 1989, Sz. 9-10) bzw. „einfach schön“ (Arielle, Blu-ray, dt. 1998, Sz. 9-10) und legt damit einmal als Frau bei einem Mann den Fokus auf das Äußere, um sich in ihn zu verlieben (Arielle, Blu-ray, Sz. 9-10). Denn mehr weiß sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht von ihm. Ich möchte diese Oberflächlichkeit nicht gutheißen. Aber es ist irgendwie dann doch ziemlich selbstbewusst von ihr, das Klischee hier einfach mal umzudrehen. Nein, im Ernst, es ist natürlich genauso bescheuert, sich als Frau nur in ein hübsches Gesicht zu verlieben, wie als Mann. Aber ich konnte das umgedrehte Klischee nicht unerwähnt lassen – es widerspricht auf jeden Fall der These von der Frauenfeindlichkeit des Films.

gerecht

Arielle hat den ‚Männern‘ um sie herum nicht nur in Punkto Mut und Selbstbewusstsein einiges voraus. Auch moralisch befindet sie sich auf einem viel höheren Niveau. Das zeigt sich bereits früh in ihrem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, wenn sie ihrem Vater scharf widerspricht, Menschen seien entgegen seiner Behauptung „keine Barbaren“ (Arielle, Blu-ray, Sz. 6). Kurz darauf bewundert Arielle ihre gesammelten „Dinge“ der Menschen und hält es für unmöglich, dass „eine Welt“, aus der diese stammen, „schlecht sein“ soll (Arielle, Blu-ray, Sz. 7).

Unübersehbar wird ihr vorurteilsfreies, rein von Nächstenliebe bestimmtes Denken und Handeln schließlich im großen Streit mit ihrem Vater (Arielle, Blu-ray, Sz. 13): Sie erklärt verzweifelt, sie habe den Menschen gerettet, weil der sonst vielleicht gestorben wäre. Leben zu retten, wenn es ihr möglich ist, scheint für sie vollkommen selbstverständlich. Der Kontrast zu Triton könnte nicht deutlicher sein. Er widerspricht daraufhin wütend, alle Menschen seien schlecht, Meerleute müssten ihnen unbedingt fernbleiben. Für Arielle spielt eine solche ‚Artdifferenz‘ zwischen Meerleuten und Menschen dagegen keine Rolle. Insbesondere Triton, aber auch der von diesem der ungehorsamen Tochter nachgesandte ‚Babysitter‘ Sebastian nähern sich dem moralischen Niveau der Protagonistin erst im Laufe der Handlung an.

Ehrgeizig

In ihrem sehnsuchtsvollen Lied (1989 „Ein Mensch zu sein“ bzw. 1998 „In ihrer Welt“) singt sie, dass sie zwar „schon alles hat“, aber das sei ihr noch nicht genug (1989 deutlicher als 1998, vgl. Tab. 2). Dies zeigt ihre hohen Ansprüche an das Leben und ihre ehrgeizigen Ziele.

„Ein Mensch zu sein“„In ihrer Welt“
Willst du staunen? Hier, kleine Wunder!
Doch für mich reicht es nicht, ich will mehr

Arielle, Blu-ray, dt. 1989, Sz. 7
Willst’n paar Dingsbumse? Ich hab viele!
Doch so viel hätte ich anderswo

Arielle, Blu-ray, dt. 1998, Sz. 7
Tab. 2: Gegenüberstellung eines Auszugs aus den unterschiedlichen Songtextfassungen (1)

Um diese Ziele zu erreichen, bringt Arielle hohe Opferbereitschaft auf. Und ihr Ziel ist hier (zumindest noch) nicht die Liebe bzw. Prinz Eric (denn dem ist sie zu diesem Zeitpunkt ja noch nicht begegnet)! Jeglicher Vorwurf einer Männerfokussierung Arielles wäre also völlig fehl am Platz. Vielmehr ist ihr Ziel das Menschsein – als Synonym für Freiheit, Wissen und Lernen, wie die weitere Analyse zeigen wird. Dass sie dafür alles zu geben bereit ist, wird gegen Ende ihres Liedes in der deutschen Fassung von 1989 nochmal sehr viel deutlicher als in der von 1998 (vgl. Tab. 3).

„Ein Mensch zu sein“„In ihrer Welt“
Was ist der Preis? Ich zahl ihn gern,
Wär ich am Ziel, am Ziel dort oben

Arielle, Blu-ray, dt. 1989, Sz. 7
Wann bin ich dran? Ich will an Land.
Fängt dann mein Leben erst richtig an?

Arielle, Blu-ray, dt. 1998, Sz. 7
Tab. 3: Gegenüberstellung eines Auszugs aus den unterschiedlichen Songtextfassungen (2)
Wissbegierig

In ihrem Lied über ihren Wunsch, in der Welt der Menschen anstatt unter Wasser zu leben, bringt Arielle auch ihre unbändige Neugier und Wissbegier zum Ausdruck (Arielle, Blu-ray, Sz. 7, in der Sprachfassung von 1989 noch etwas stärker betont als in der von 1998, vgl. Tab. 4). Sie möchte Neues lernen. Das ist die zentrale Motivation für ihr Streben danach, die eng gewordene Welt, die sie kennt, zu verlassen. Der Wunsch, das Ziel ist somit bereits da, bevor sie sich in den Prinzen verliebt.

„Ein Mensch zu sein“„In ihrer Welt“
Will […]
Was man mir nur genannt selbst spüren
Ich will’s wissen, endlich wissen
Ich bin gespannt
Und sehr interessiert, was man oben weiß
Hab viele Fragen und möcht‘ drauf Antwort

Arielle, Blu-ray, dt. 1989, Sz. 7
[…]
[…]
[…]
[…]
Und lesen und lernen, was Menschen tun
Stell meine Fragen und krieg ’ne Antwort

Arielle, Blu-ray, dt. 1998, Sz. 7
Tab. 4: Gegenüberstellung eines Auszugs aus den unterschiedlichen Songtextfassungen (3)

Doch auch nachdem sie sich verliebt hat, sogar während sie mit Eric zusammen unterwegs ist, vermittelt Arielle auf ihrer ersten Kutschfahrt durch die Menschenwelt den Eindruck, der Menschenmann sei gerade gar nicht das Wichtigste für sie (Arielle, Blu-ray, Sz. 20): Sie amüsiert sich völlig unbeschwert und ist neugierig, die ihr noch unbekannte Welt kennenzulernen. Besonders deutlich wird das wieder durch den Kontrast zu den ‚Männern‘ in dieser Szene: Die Krabbe Sebastian, die Möwe Scuttle und Fabius tauchen immer wieder auf, interessieren sich aber nur dafür, ob der Prinz ihre Freundin noch nicht geküsst hat.

lernbereit

Ihre Lernbereitschaft muss Arielle am Ende des Films unter Beweis stellen (Arielle, Blu-ray, Sz. 23). Sie ist auf die Hilfe ihrer männlichen Freunde angewiesen, um das Schiff mit der Meerhexe Ursula und Prinz Eric zu erreichen und dort ihre Stimme zurückzuerhalten. Aber bevor ihr jetzt triumphierend ruft ‚Aha, wusste ich’s doch, sie ist doch zu schwach, um ohne männliche Unterstützung klarzukommen!‘ – Ja, könnte man meinen. Aber erstens ist diese Szene für Fabius‘ Lernerfolg notwendig (darauf gehe ich in einem Artikel über die ‚Männer‘ in „Arielle“ noch ein) – und er lernt von Arielle, es bekräftigt also auch ihre starke Vorbildrolle. Zweitens – und das ist hier wichtiger – lernt in dieser Szene aber auch die Protagonistin etwas ganz Entscheidendes. Sie erkennt nämlich, dass es in Ordnung ist, die Hilfe von Freunden anzunehmen. Und sie zeigt damit, dass Zusammenhalt im Leben wichtig ist und einen weiter bringen kann.

Im finalen Kampf mit der Meerhexe Ursula will sie Eric wegschicken, damit er sich in Sicherheit bringt (Arielle, Blu-ray, Sz. 25). Doch jetzt erhält er die Gelgenheit, sich bei ihr für seine Rettung zu revanchieren. Denn Arielle braucht jetzt Hilfe bzw. Rettung. Ja, ich weiß, die Protagonistin ist hier tatsächlich schwach. Aber auch hier geht es weiterhin um ihren Lernprozess (und damit auch um das, was sie uns zeigen soll): Sie muss nicht immer alles allein schaffen, nicht immer alle beschützen oder retten! Storyintern dient es auch dem Ausgleich der Verhältnisse zwischen Eric und Arielle, da er bis hierhin deutlich unterlegen war bzw. sogar in ihrer Schuld stand. Die Szene ist somit auch für den Abschluss von Erics Charakterentwicklung erforderlich, damit auch er noch von Arielles starker Vorbildrolle profitieren kann (auf Erics Rolle gehe ich in meinem Artikel über die ‚Männer‘ in „Arielle“ genauer ein).

Selbstbestimmt

Über die Menschenwelt singt Arielle, sie wolle dorthin, weil man dort – im Unterschied zur Unterwasserwelt – „frei“ sei (Arielle, Blu-ray, Sz. 7, Lied „Ein Mensch zu sein“/“In ihrer Welt“). Wegen ihres starken Freiheitswunsches will sie also ein Mensch sein. Außerdem wird – im Deutschen allerdings nur in der Synchronfassung von 1998 und dann sehr nah am englischen Originaltext (vgl. Tab. 5) – ausdrücklich der Wunsch nach Selbstbestimmung von Frauen hervorgehoben, als Arielle von der Menschenwelt singt. Hier wurde in der Neusynchronisation hinsichtlich des Frauenbilds gegenüber der älteren Übersetzung (aber nicht gegenüber dem Original!) nachgebessert. Denn im deutschen Text von 1989 findet sich kein solch expliziter Hinweis auf weibliche Selbstbestimmung.

„In ihrer Welt“„Part of your world“
Dort, wo sie seh’n und auch versteh’n
Und über Töchter nicht bestimmen,
Starke Frauen, die sich trauen
Und dazu steh’n

Arielle, Blu-ray, dt. 1998, Sz. 7
Betcha on land they understand
Bet they don’t reprimand their daughters
Bright young women, sick of swimmin‘
Ready to stand

Arielle, Blu-ray, engl. 1989, Sz. 7
Tab. 5: Gegenüberstellung eines Auszugs aus den unterschiedlichen Songtextfassungen (4)

Und zuletzt gewinnt Arielle die langersehnte Selbstbestimmung. Denn Triton leistet am Ende ihren Wünschen Folge, weil er ebenso wie Sebastian einsieht, dass sie ein Recht hat auf „ihr eigenes Leben“ (Arielle, Blu-ray, Sz. 26) und ihre eigenen Entscheidungen – d. h. ein Leben nach ihren eigenen Vorstellungen.

Arielle zeigt die Macht der eigenen Stimme

Die durchweg negative Wertung der Hauptfigur des Films insbesondere in feministischer Hinsicht erweist sich, wie die Analyse gezeigt hat, insgesamt als unhaltbar. Arielle ist weder unselbstständig noch unterwürfig. Im Gegenteil hat der Film in ihr von Anfang an eine starke, mutige und selbstbewusste Protagonistin. Sie tritt unüberhörbar für ihre Überzeugungen ein und trifft eigene Entscheidungen. Sie denkt und handelt stets gerecht und vorurteilsfrei. In all diesen Punkten ist sie für unterschiedliche ‚Männer‘ des Films ein Vorbild, von dem sie lernen (hierzu mehr im Artikel über die ‚Männer‘ in „Arielle“). Und zugleich ist sie darin natürlich auch das positive Gegenbild zur Antagonistin, der Meerhexe Ursula (hierzu mehr im Artikel über die Meerhexe Ursula in „Arielle“).

Im Handlungsverlauf macht Arielle selbst zwar einen Fehler, als sie ihre Stimme und damit ihre Selbstbestimmung aufgibt. Sie zeigt dadurch natürlich auch Schwäche – doch das ist vollkommen normal für eine Protagonistin. Denn sonst wäre die Figur perfekt und die Handlung wenig spannend. Arielle lernt quasi nebenbei, dass auch Zusammenhalt bzw. Teamwork sie im Leben voranbringen können. Aber v. a. erkennt sie durch ihren Fehler, dass sie sich nicht von ihrem selbstbestimmten Weg abbringen lassen darf. Der Film zeigt in der Protagonistin, wie wichtig es ist, mit unüberhörbarer Stimme für sich selbst und die eigenen Überzeugungen einzutreten.

Haben euch diese positiven Facetten der Figur Arielle im Diskurs auch schon lange gefehlt? Oder seid ihr eher Vertreter der klassischen Figureninterpretation (was auch völlig in Ordnung ist, es gibt nun mal immer verschiedene Interpretationsmöglichkeiten – sie sollten nur stets sinnvoll begründbar sein)? Schreibt mir in die Kommentare, ich bin gespannt auf eure Gedanken dazu!

Quellen & Weiterführendes

  • Hans Christian Andersen, Die kleine Meerjungfrau und andere Märchen, mit Illustrationen von Minalima, Coppenrath Verlag 2018.
  • Disney, Arielle, Die Meerjungfrau, Blu-ray, 2017.

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